WEITERMACHEN UND NICHT AUFGEBEN - AUCH WENN'S SCHWERFÄLLT

Gerda Stütz-Richter - Wahre Geschichte

Hier erzählen wir die sehr persönliche Geschichte von Frau Gerda Stütz-Richter: Stille Unterstützerin der Heidelberger Stiftung Chirurgie.

Es gibt Menschen, deren Stärke sich nicht in großen Worten zeigt, sondern im stillen Weitermachen. In ihrem alltäglichen Tun, mit dem sie so viel bewirken. Eine von diesen Menschen ist die 79-jährige Gerda Stütz-Richter, die uns seit vielen Jahren – gemeinsam mit ihrem Ehemann - als treue Unterstützerin begleitet. Sie lebt mit den Folgen einer schweren Erkrankung, aufgrund derer ihr heute 5 Organe ganz oder teilweise fehlen: Magen, Nebennierenrinde, Milz und Galle mussten ihr komplett entfernt werden, von der Bauchspeicheldrüse hat sie nur noch einen kleinen Teil. Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen sie seit dieser großen Operation im Jahre 2018 zu leben hat, blickt sie auch heute noch mit großer Dankbarkeit auf die damals von Herrn Prof. Dr. Markus W. Büchler, dem ehemaligen Ärztlichen Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationsmedizin, vollbrachte großartige operative Leistung zurück. Aufgrund eines seltenen Tumors im Bauchraum, einem sog. GIST-Tumor, bei dem die Gefahr für eine Metastasenbildung in umliegenden Organen groß ist, entschied sich Prof. Büchler damals als Vorsichtsmaßnahme für diesen Schritt. Eine im Nachhinein betrachtet absolut richtige Entscheidung, für die Frau Stütz-Richter ihm bis heute sehr dankbar ist. Doch trotz der restlosen Entfernung des Tumors musste Frau Stütz-Richter bis zu drei Jahre nach der Operation starke Tabletten einnehmen und war dabei mit unzähligen Nebenwirkungen konfrontiert. Eine engmaschige CT Kontrolle innerhalb der letzten Jahre, die heute auf nur noch einmal pro Jahr reduziert werden konnte sowie ständige hausärztliche Untersuchungen und Blutabnahmen, gehören seit dieser Operation zu ihrem Alltag. 

Besonders herausfordernd nach der Operation war für sie das Thema Ernährung. Nach dem Verlust von fünf Organen stand sie vor der Frage, was ihr Körper überhaupt noch verträgt. Dies herauszufinden war zunächst eine schwierige Aufgabe, bei der sie letztlich nur durch gezieltes Ausprobieren und durch gezieltes Vermeiden bestimmter Lebensmittel ihren eigenen Weg gefunden hat. So hat sie heute eine eigene, auf ihren Körper abgestimmte Ernährungsroutine entwickelt. Sie isst, wenn möglich, alle zwei Stunden kleine Portionen und auch wenn die Mengen begrenzt sind, ist die Vielfalt ihrer Ernährung erstaunlich. Dafür ist Frau Stütz-Richter sehr dankbar, da gutes Essen für sie schon immer ein Stück Lebensqualität war. 

Doch trotz all dieser Herausforderungen, die die lebensrettende OP im Jahr 2018 mit sich gebracht hat, ist Frau Stütz-Richter ein Mensch, der nie aufgibt. Ihre Haltung ist klar und entschieden: Nicht stehenblieben, sondern weitermachen – Schritt für Schritt. Und so ist sie es auch, die immer wieder kranken Menschen in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis Mut macht und emotional zur Seite steht. 

Jeden Tag zeigt sie, was es bedeutet, sich dem Leben zuzuwenden, selbst dann, wenn es sie oftmals viel Kraft kostet. Wenn sie körperlich an ihre Grenzen stößt, sucht sie nach dem, was noch geht – nicht nach dem, was nicht mehr geht. Dann wird ein selbstgekochter Apfelbrei zum kleinen Erfolgserlebnis des Tages, das ihr persönlich wieder Mut macht, weiterzumachen. Dann werden ihre täglichen Spaziergänge zur mutigen Entscheidung. Zur Entscheidung, sich nicht durch ihre Erkrankung davon abhalten zu lassen, raus zu gehen, auch wenn sie dabei immer wieder in Situationen kommt, die ihr viel abverlangen. Die Freude an der Natur, das Erkennen der kleinen, schönen Dinge und vor allem das Gefühl gebraucht zu werden, zu spüren, dass da jemand ist, der sie mit seinen liebevollen Augen ansieht und begeistert mitmacht, wenn es losgeht zum Spaziergang – all das schenkt ihr Kraft und gibt ihrem Tag Sinn. Und dieser Jemand ist Leone, ein Strandhund aus Sardinien, der mit seinen zwei Jahren nun das erste Mal in seinem Leben ein liebevolles Zuhause gefunden hat und das Leben von Frau Stütz-Richter und ihrem Mann mit seiner fröhlichen Art bereichert. 

Seit 60 Jahren engagiert sie sich mit großer Hingabe in verschiedenen Tierschutzorganisationen. Zehn ältere Hunde hat das Ehepaar im Laufe der Jahrzehnte bei sich aufgenommen, gepflegt und liebevoll bis zum letzten Atemzug begleitet. Nach dem schweren Verlust ihrer letzten Hündin wollte Frau Stütz-Richter auch dieses Mal wieder einem älteren Hund ein Zuhause schenken. Doch ihr Hausarzt riet ihr eindringlich davon ab. Der Schmerz, ein geliebtes Tier aufgrund seines hohen Alters nach nur wenigen gemeinsamen Jahren zu verlieren, sei einfach zu groß. Auf seinen Rat hin entschied sie sich dieses Mal für Leone, einen jungen Schäferhund – voller Energie und Lebensfreude – der ihr über eine Tierschutzorganisation vermittelt wurde. Dieses Glück wurde möglich, da neben Frau Stütz-Richter für Leone auch eine Patin gefunden wurde, die – sollte Frau Stütz-Richter aus gesundheitlichen Gründen ausfallen – sich um ihn kümmern würde.

Jeden Tag geht sie nun mit Leone im Wald spazieren. Bei Wind und Wetter. Und das, obwohl sie in Folge ihrer Erkrankung nur noch 39 kg wiegt. Doch ihr Wille weiterzumachen und nicht aufzugeben ist stärker.

Leone ist für Frau Stütz-Richter nicht nur ein treuer Begleiter, sondern eine Aufgabe. Eine Verantwortung. Etwas, das sie in Bewegung hält – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Und etwas, das sie mit tiefer Liebe erfüllt. Diese besondere Verbindung zwischen Menschen und Tieren kann so heilsam sein, das erlebt Frau Stütz-Richter immer wieder. 

Doch als wäre diese Aufgabe nicht schon genug, werkelt Frau Stütz-Richter auch mit viel Hingabe in ihrem großen Garten herum und versorgt eigenhändig 150 Pflanztöpfe. Kaum zu glauben, wie sie all das schafft, wenn man diese kleine zierliche Person sieht. Doch ihr Leben war stets von Arbeit geprägt. So war sie 54 Jahre als selbständige Unternehmerin im Fahrzeugbau tätig und hätte gerne noch weiter gemacht, wenn nicht seinerzeit der Magentumor ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Ihr bemerkenswertes Engagement, das sie über Jahrzehnte ihrer Arbeit gewidmet hatte, richtet sie heute mit ebenso viel Herzblut auf neue Lebensbereiche: in die emotionale Unterstützung von kranken Menschen, denen sie Mut macht und sich als Gesprächspartnerin anbietet, in die Unterstützung von Tierschutzorganisationen, die Pflege ihres Gartens und – dafür sind wir besonders dankbar – in die Unterstützung der Heidelberger Stiftung Chirurgie und damit in die Unterstützung der so wichtigen medizinischen Forschung. Doch all dies meistert sie nicht allein. An ihrer Seite steht seit vielen Jahrzehnten ihr Ehemann, Herr Eberhard Richter, mit dem sie dieses Jahr ihren 44. Hochzeitstag feiern durfte und den sie mittlerweile seit 50 Jahren kennt. Er, der ebenso beruflich immer stark eingebunden war, hat sie in der gemeinsamen Zeit durch alle Höhen und Tiefen begleitet und unterstützt sie auch heute bei all ihren Vorhaben. So nutzte er die Feierlichkeiten anlässlich seines 80. Geburtstags vor ein paar Jahren dazu, auf Geschenke zu verzichten und stattdessen um Spenden zugunsten der Heidelberger Stiftung Chirurgie zu bitten.

Das gemeinsame Engagement dieses besonderen Paares hat uns tief beeindruckt und so lag es nahe zu fragen, ob wir über sie berichten dürfen. Frau Stütz-Richter war sofort mit Begeisterung dabei, denn es ist ihr ein Herzensanliegen, anderen Menschen Mut zu machen. Besonders am Herzen liegt ihr auch, aufzuzeigen, wie erfüllend es sein kann, sich gerade im Alter für den Tierschutz zu engagieren – sei es durch finanzielle Unterstützung oder durch persönliche Mithilfe. Zudem möchte sie all jenen, die mit einer schweren Erkrankung oder deren Folgen zu kämpfen haben, Hoffnung machen: nicht aufzugeben, den Blick nach vorn zu richten – und das Leben mit Zuversicht anzunehmen. Sollte jemand, der diese Zeilen liest mit Frau Stütz-Richter ins Gespräch kommen wollen, steht sie gerne als Gesprächspartnerin zur Verfügung: einfühlsam, ermutigend und mit der Erfahrung eines bewegten Lebens.

Was wir von Frau Stütz-Richter lernen dürfen ist, dass es so wichtig ist, dem Leben Sinn zu geben, auch wenn die äußeren Umstände schwer sind. Dass es guttut, gebraucht zu werden. Dass kleine Aufgaben große Bedeutung haben können. Und dass es oft genau dieses Engagement für andere ist – für ein Tier, einen Menschen oder auch für eine Sache –, die uns so guttut und uns tief im Herzen berührt.

Wir danken Frau Stütz-Richter und ihrem Mann sehr, dass sie neben dem Tierschutz auch die Heidelberger Stiftung Chirurgie seit vielen Jahren unterstützen und wir würden uns freuen, wenn diese Geschichte vielleicht auch Sie inspiriert und ermutigt: weiterzumachen, nach Sinn zu suchen und sich einzubringen. Denn dadurch entsteht Hoffnung und Zuversicht, für Sie selbst und für andere.