MARTIN KIRSCHNER

MARTIN KIRSCHNER

Ordinarius von 1933 bis 1942

Chirurg und Hochschullehrer 

*28. Oktober 1879 Breslau - †30. August 1942 in Heidelberg 

Sohn einer Chirurgenfamilie

Verfassung der Kirschnerschen Operationslehre

Martin Kirschner entstammte einer Chirurgenfamilie. Er begann sein Medizinstudium in Freiburg und wechselte anschließend nach Straßburg, dort promovierte er mit einer Arbeit über die Syringomyelie (eine Erkrankung des Rückenmarks) und die Tabes dorsalis (Rückenmarksschwindsucht). Seine ärztliche Laufbahn begann er als Internist und wechselte 1908 in die Chirurgie. Nach einem Wechsel nach Königsberg habilitierte er sich 1911 mit einer Arbeit über die freie Sehnen- und Faszien-Transplantation. 1916 übernahm er das chirurgische Ordinariat in Königsberg, wo ihm am 18. März 1924 erstmals in der Geschichte der Chirurgie eine erfolgreiche Embolektomie (Entfernung eines in der Blutbahn befindlichen Fremdkörpers) aus der Lungenarterie gelang. 1927 folgte er einem Ruf an die Universität Tübingen. Den 1932 ergangenen Ruf nach Heidelberg lehnt er zunächst ab, da er die von ihm geforderte Zusage für einen sofortigen Klinikneubau, die schon bei Enderlen gegeben und nicht eingehalten worden war, vorerst nicht erhielt. Den zweiten Ruf nach Heidelberg mit verbindlicher Zusage des Klinikneubaus 1933 nahm er an. 1939 konnte er in die damals hochmoderne Klinik im Neuenheimer Feld einziehen. Hier befindet sich die Klinik noch heute. Seit 1934 war er beratender Chirurg der Reichswehr und der Wehrmacht, ab 1940 im Westfeldzug. Kirschners Arbeitsgebiete erstreckten sich auf fast alle Gebiete der Chirurgie. Seine Lieblingsthemen waren Gewebetransplantation, Osteosynthese (operative Verbindung der Endstellen eines Knochenbruchs durch mechanische Hilfsmittel, z.B. den Kirschner Draht), Ösophaguschirurgie (Magenhochzug nach Kirschner), Rektumtisch (Kirschner Tisch) und die Prostatachirurgie. Er entwickelte zahlreiche lokale und regionale Anästhesieverfahren. Als weitere Pioniertat führte Kirschner 1936 eine einseitige Lungenlappenentfernung bei freiem Brustfellraum durch. Besonders hervorgehoben werden sollte die Verfassung der Kirschnerschen Operationslehre, die auch heute noch ein hervorragendes chirurgisches Nachschlagewerk darstellt. Kirschner war Mitherausgeber diverser chirurgischer Fachblätter seiner Zeit. Er gründete die heute wichtigste deutsche medizinische Fachzeitschrift „Der Chirurg“ und starb 1942 an einem Magenkarzinom.

 

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