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Manfred Lautenschläger - Letzten Endes siegte der Optimismus

17.02.2021

Gedanken zur Gründung der Heidelberger Stiftung Chirurgie

Manfred Lautenschläger

Manfred Lautenschläger, Mitglied des Kuratoriums der Heidelberger Stiftung Chirurgie

Im Herbst 2001 endete im Heidelberger Universitätsklinikum die Amtszeit des Ärztlichen Direktors der Chirurgie, Prof. Christian Herfarth. Prof. Herfarth hatte die Heidelberger Chirurgie 20 Jahre geleitet und sie entscheidend geprägt. Er und die Heidelberger Chirurgie galten weltweit als exzellent. Sein Nachfolger würde ein schweres Erbe antreten.

Ich war 1998 in den Aufsichtsrat des Klinikums berufen worden und verfolgte naturgemäß interessiert das Berufungsverfahren um die Herfarth-Nachfolge, ist die Chirurgie doch für jede Klinik eine Art Aushängeschild. Von Prof. Eike Martin, dem damaligen Ärztlichen Direktor der Anästhesie und Leitenden Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums, erfuhr ich, dass die Wahl auf den jungen bis dahin im Inselspital Bern amtierenden Ärztlichen Direktor, Prof. Markus Büchler, gefallen war. Er sei ein hervorragender Chirurg, sein Ruf in der Schweiz sei ausgezeichnet, sein Spezialgebiet sei die Viszeralchirurgie, hier insbesondere die Pankreaschirurgie, wo er weltweit zu den Besten gehöre. Dieser Punkt berührte mich persönlich ganz besonders: 1980 war ich an Pankreaskrebs erkrankt und mit der berühmten Whipple-Operation von dem damaligen Spitzen-Pankreaschirurgen in Deutschland, Prof. Fritz Kümmerle, in Mainz operiert worden. Mit damals 20 Jahren Überlebenszeit gehörte ich einer ganz kleinen Gruppe an, die den Pankreaskrebs so lange überlebt hatte.

Ich verabredete mich mit Markus Büchler schon bevor er sein neues Amt antrat – es war Sympathie auf den ersten Blick. Und mich beeindruckte, mit welcher Begeisterung er von seinem Beruf und seiner künftigen Tätigkeit in Heidelberg sprach.

Ein gutes Jahr später sprach Prof. Büchler mich an: Er habe vor, eine „Stiftung Chirurgie“ zu gründen und fragte mich, ob ich dem Kuratorium dieser Stiftung beitreten wolle. Es wäre sicherlich von Vorteil, wenn ich meine Erfahrungen mit meiner eigenen Stiftung einbringen würde.

Wir diskutierten ausführlich über die Erfolgsaussichten des Projektes. Einerseits zeigte die Erfahrung, dass es immer wieder dankbare Patienten gab, die ihr Leben der Kunst des Chirurgen verdankten und im Nachhinein einen Weg suchten, um diese Dankbarkeit zum Ausdruck bringen zu können. Anderseits: War dies mit dem Berufsethos eines Arztes wirklich vereinbar, seine Patienten um finanzielle Unterstützung für die medizinische Forschung zu bitten?

Mit meiner 30-jährigen Berufserfahrung war ich doch sehr skeptisch, ob die Spendenbereitschaft der Patienten so groß wäre, dass sich die Gründung einer Stiftung lohnen würde. Denn das Thema Fundraising im Klinikbereich war bis dahin ein absolutes Neuland in Deutschland. Letzten Endes siegte der Optimismus und die „Heidelberger Stiftung Chirurgie“ wurde im Jahr 2003 gegründet.

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