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CHRONISCHE WUNDEN

27.09.2021

WIE DURCH AUFKLÄRUNG SCHWERE

VERLÄUFE VERHINDERT WERDEN KÖNNEN

Die Zahl der Menschen, die massiv unter einer chronischen Wunde leiden, liegt mittlerweile bei ca. 3-4 Millionen in Deutschland mit steigender Tendenz. Experten zufolge ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Denn in unserer alternden Gesellschaft nehmen chronische Krankheiten, wie Diabetes mellitus immer mehr zu - eine, wenn nicht die Hauptursache, wodurch chronische Wunden versursacht werden. Es gibt eine Vielzahl chronischer Wundarten, wobei die drei häufigsten Arten das gefäßbedingte Unterschenkelgeschwür (offenes Bein), das Diabetische Fußsyndrom und der Dekubitus sind. Als chronisch wird eine Wunde eingestuft, wenn ein Gewebedefekt länger als acht Wochen nicht abheilt. Dies kann die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Nach Einschätzung von Experten ist davon auszugehen, dass Frauen in der Regel doppelt so häufig betroffen sind als Männer. Immer wieder kommt es vor, dass sich ein Unterschenkelgeschwür, das auch als sog. "offenes Bein" bezeichnet wird, aus einem nicht fachgerecht behandelten Krampfaderleiden entwickelt. Auch Diabetes Mellitus oder langjähriges Rauchen gelten als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Gefäßerkrankungen und damit einhergehenden Durchblutungs- störungen. In Folge einer venösen Abflussbehinderung kann das Blut nicht mehr ordnungsgemäß zum Herzen transportiert werden und staut sich in den unteren Beinvenen. Schließlich kommt es zu einer zunehmenden Behinderung des Sauerstoffaustauschs zwischen Blut und Gewebezellen, wodurch an den Knöcheln und - im Laufe der Zeit auch im gesamten Unterschenkel - sog. Ödeme (Wassereinlagerungen) entstehen. Der so entstehende Druck in den Beinen kann durch Hochlagern der Beine etwas abgemildert werden. Zunehmende Versteifung der Fußgelenke begleitet von Schmerzen erschweren das Gehen aber immer mehr und meist müssen die Patienten mit einem sich über Jahre hinziehenden Heilungsverlauf rechnen. Hier setzt die sog. Kompressionsbehandlung an, mit Hilfe derer der venöse Abfluss in den Beinvenen wieder in Gang gesetzt und das Ödem abschwellen kann. Ein fachgerechtes Anlegen eines solchen Kompressionsverbandes ist dabei unabdingbar. Nach dieser akuten Phase kann dann mit sog. Kompressionsstrümpfen unter Ärztlicher Festlegung der Kompressionsklasse weitertherapiert werden. Dabei ist es sehr wichtig darauf zu achten, dass auch Bettruhe oder die Nutzung eines Rollstuhls können in einem solchen Fall hilfreich sein. Zudem muss das abgestorbene Gewebe konsequent entfernt und mit einer sog. feuchten Wundversorgung behandelt werden. Da ein einmal an einem Diabetischen Fuß- syndrom erkrankter Patient sein Leben lang gefährdet ist, erneut davon betroffen zu sein, sind Präventions-ma§nahmen mit Hilfe von speziellen Diabetikerschulungen sowie regelmäßige fachgerechte Fußpflege, tägliche Untersuchung des gesamten Fußes sowie geeignetes Schuhwerk von elementarer Bedeutung.

Je länger ein Mensch bettlägerig oder bewegungsunfähig in einem Rollstuhl sitzen muss, ist er zunehmend der Gefahr eines Druckgeschwürs (Dekubitus) ausgesetzt, wodurch im Endstadium Muskeln und Sehnen bis hin zum Knochen verletzt oder zerstört werden können. Sofern ein Patient nicht selbst regelmäßig seine Lage wechseln kann, muss dies von Angehörigen oder Pflegepersonal übernommen werden und sollte im Optimalfall durch eine Spezialmatratze unterstützt werden. Sind bereits ausgedehnte tiefe Gewebsdefekte entstanden, müssen diese meist chirurgisch behandelt werden, da der Heilungsverlauf sonst unerträglich lange dauert.

Die individuell angefertigten Strümpfe immer rechtzeitig erneuert werden, sobald sich der Beinumfang als Folge der Kompression verringert hat. Eine parallel angewendete medikamentöse Behandlung kann die Kompressionsbehandlung unterstützen. Doch auch die Änderung der Lebensweise ist ein ganz entscheidender Faktor für eine erfolgversprechende Behandlung, denn Alkohol- und Nikotinabusus, Bewegungsmangel und Übergewicht haben einen ganz entscheidenden Anteil bei der Entstehung eines offenen Beines.

Beim sog. Diabetischen Fußsyndrom verformen sich die Füße, da der Diabetiker diese kaum noch spürt und diese beim Gehen und Stehen daher auf derart unnatürliche Weise belastet, dass sich an den Druckpunkten vermehrt Hornhaut bildet. Zusätzlicher Druck auf diese Hornhaut kann dann zu sog. Schwielenhämatomen führen. Leicht kann dann z. B. durch den Einsatz einer Hornhautraspel oder durch zu enge Schuhe eine offene Wunde - ein sog. Fußgeschwür - entstehen, die der Betroffene durch die Sensibilitätsstörung meist erst viel zu spät bemerkt. Unbehandelt kommt es so zu immer tieferen Wunden, was in jährlich über 20.000 Fällen in Deutschland in einer Amputation des Fußes endet. Um es erst gar nicht soweit kommen zu lassen, spielt Prävention eine ganz entscheidende Rolle. Dabei geht es zunächst darum, den Fuß durch Spezialschuhe optimal zu entlasten, aber für Patienten, die mit einer chronischen Wunde lange Zeit leben müssen, ist es von enormer Bedeutung, dass ihr subjektives Schmerzempfinden von Ärzten und Pflegenden ernst genommen wird und diese sich nicht nur für den Wundbefund interessieren. Patienten mit chronischen Wunden verfallen meist einem Teufelskreis, indem sie aus Angst vor Schmerzen ihre Mobilität einschränken und sich somit selbst in eine zutiefst belastende Isolation begeben. Die Reduktion ihrer Außenkontakte führt oftmals zu Niedergeschlagenheit und Spannungen in Partnerschaft und Familie und kann durch zusätzliche finanzielle Probleme in Folge von Arbeitsunfähigkeit zunehmend verstärkt werden. Das Selbstmanagement der Patienten zu verbessern und damit das Wissen über die Krankheit sowie deren Ursachen und Symptome, aber auch das Wissen über Behandlungsmšglichkeiten und die Bedeutung, bestimmte Maßnahmen selbst durchführen zu können, spielt bei einem ganzheitlichen Therapieansatz eine ganz entscheidende Rolle. Denn je mehr Patienten und deren Angehšrige über die Krankheit wissen, umso besser können sie selbst zum Heilungsprozess beitra- gen. ICW Wundsiegel zertifizierte Einrichtungen wie am Universitätsklinikum Heidelberg bzw. das sich derzeit noch in der Planungsphase befindliche Zentrum für Amputationsprävention und Beinerhalt sollten daher stets wichtiger Anlaufpunkt sein, um lange Leidenswege gezielt zu verhindern.

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